Projekte
Carl Loewe ist mit dem Carl-Loewe-Haus ein bedeutsames Alleinstellungsmerkmal der Stadt Löbejün. Im Dialog zwischen Gästen der Stadt, dem Vorstand der ICLG sowie den Verantwortlichen der Stadt und des Ortschaftsrates entstand die Idee, Motive aus dem musikalischen Schaffen Carl Loewes zu nutzen, um sie im Stadtbild seiner Geburtsstadt präsent werden zu lassen. Zugleich sollten auf diese Weise leerstehende historische Gebäude der Altstadt im Stadtbild aufgewertet werden.
Auf großflächigen Mesh-Bannern sind seit Pfingsten 2021 Motive aus dem Leben und Schaffen Carl Loewes zu sehen.
Das Projekt wurde maßgeblich von der Saalesparkasse und privaten Spendern finanziert. Wir hoffen auf ein großes öffentliches Interesse.
Im Vorfeld der 9. Carl-Loewe-Festtage 2024 wurde das Projekt mit einer neuen Gruppe von Studierenden fortgesetzt. Die neuen Bild-Collagen zu Oratorien Carl-Loewes wurden bemerkenswerte Klang-Collagen geschaffen, die vor Ort über einen QR-Code per Samartphone abgerufen werden können.
Für die Umsetzung nutzten wir die Erfahrungen und künstlerischen sowie medienpädagogischen Kompetenzen der Hochschule Merseburg. In unserem Projekt erhielten die Studierenden unter Leitung der Dozenten Thomas Tiltmann, Christian Siegel und Frank Venske im Carl-Loewe-Museum zunächst einen musik- und zeitgeschichtlichen Zugang zu Carl Loewe, seinem Leben und Werk. Die von den Studierenden entwickelten Bildmotive zeigen ihre intensive Auseinandersetzung mit dem musikalischen Erbe von Carl Loewe und geben eine Antwort darauf, wie es in unserer medial-kulturellen Welt vermittelt werden kann.
Die Motive und ihre Interpretation:
Plötzer Tor 1: Des Glockentürmers Töchterlein
Carl Loewe: "Des Glocktürmers Töchterlein" (Text: Friedrich Rückert)
Collage: Lucie Lehmann, Lukas Linßner
Die Collage setzt sich mit der Vater-Tochter-Beziehung auseinander und ist inspiriert von der Loewe-Ballade „Des Glockentürmers Töchterlein“.
Die außerordentliche Beziehung Carl Loewes zu seinen Kindern und im Besonderen zu seinen Töchtern findet man in Schriften über den „pommerschen Balladenkönig“ niedergeschrieben:
„Zart und reizvoll unterhielt er sich mit der weiblichen Jugend, er beugte sich tiefer zu ihnen hinab, sprach klärlicher als mit älteren Leuten, muthete ihnen aber eigentlich ebenso Hohes zu als jenen, und sie glaubten ihm nur zu gerne (…)“, so schreibt Carl Loewes Tochter Julie über ihren Vater anlässlich seines 100. Geburtstages 1896.
Bildgebend für die Collage war ein Familienportrait, auf dem Carl Loewe zusammen mit seiner Tochter Julie zu sehen ist. Dieses Portrait wurde im künstlerischen Prozess von den Verfassern nachgestellt und neu fotografiert. Als Hintergrund der Collage wurde eine historische Illustration zur Ballade „Des Glockentürmers Töchterlein“ verwendet und coloriert. Beide Bildelemente wurden zusammengefügt und zu einer bunten zeitgenössischen Interpretation einer Vater-Tochter-Beziehung abstrahiert.
Der Uhrzeiger des Glockenturms weist die Betrachter in Richtung des Carl-Loewe-Museums, in dem eine eingehende Beschäftigung mit Carl Loewe, seiner Familie und seinen Werken möglich ist.
Löbejüner Burgstraße 1
Carl Loewe: „Hiob“, Oratorium, 1848
Collage: Jascha Holst, Moritz Morgenweck
Das als Plattencover gestaltete Motiv präsentiert sich in einem tiefen Rot. Die Farbgebung soll mit Hiobs Geschichte und mit der Musik von Carl Loewe harmonieren.
Ein Rahmen mit antikem Muster umgibt das Cover. Dieser Rahmen, entnommen einer jahrzehntealten Covergestaltung für eine Platte mit Interpretationen Loewescher Musik, verleiht der Gestaltung nicht nur eine künstlerische Tiefe, sondern auch eine materielle Verbindung zu Loewes Schaffen.
Der Fokus des Motivs liegt auf dem Label der Platte: die symbolische Darstellung einer Vase. Teilweise zerbrochen und wieder zusammengesetzt, symbolisiert sie Hiobs Leiden im Kontext der biblischen Wette zwischen Satan und Gott. Dieses Bildmotiv zieht sich als roter Faden durch das gesamte Projekt und wird zu einem Sinnbild für die Zerbrechlichkeit menschlicher Schicksale und den Weg des Wiederaufbauens. Ein besonderes Detail: die angegebene Laufzeit der A-Seite der Platte, ein Verweis auf das Buch Hiob im Alten Testament. In der Audioproduktion wird das Geräusch zerbrechender und sich wieder zusammensetzender Vasen in eine Soundcollage um das Stück „Ich weiß“ aus dem Hiob Oratorium eingewoben.
Löbejüner Burgstraße 5
Carl Loewe: "Gutmann und Gutweib" (Text: Johann Wolfgang v. Goethe)
Collage: Katja Heinemann, Anne Hilliger, Vanessa Dobinski
Die gewählte Stadtansicht zeigt den Blick aus dem Küchenfenster von Loewes Geburtshaus hinauf zum oberen Markt. Er lässt die Betrachtenden schweifen zu verschlossenen Türen und der Frage, was dahinter wohl passiert.
Goethe hat eine Möglichkeit des Geschehens in seiner Ballade „Gutmann und Gutweib“ in Worte gefasst. Carl Loewe hat sie musikalisch inszeniert.
Die Collage wird neben dem historischen Straßenzug geprägt durch das Portrait Loewes im Hintergrund. Mit versonnenem Blick weilt er über seiner Geburtsstadt und untermalt symbolisch sein Andenken, welches er Löbejün überlassen hat.
Das bildprägende Portrait wurde mit Hilfe eines Blaudrucks bearbeitet und erhält so seinen analogen Charakter.
Die Collage bildet eine Symbiose aus dem bedeutsamen Schaffen des Komponisten und der Inspiration der Betrachtenden, Löbejün aus der Sicht Loewes zu entdecken.
Löbejüner Burgstraße 6
Carl Loewe: „Jan Hus“, Oratorium, 1841
Collage: Stella-Fee Basrawi, Maximilian König, Lisa Krull, Anne Schreiber
Das Oratorium konzentriert sich auf Hus‘ theologische Ansichten, seinen Kampf gegen die Kirchenautorität und seine letztendliche Verurteilung und Exekution. Um diese Geschichte in einer surrealistischen Fotografie darzustellen, wählten wir aus ästhetischen Gründen den Schwan als Verkörperung des reformatorischen Gedankens, der 100 Jahre später in Martin Luther Gestalt annahm. Die Madonnenlilie symbolisiert den reinen und unschuldigen Charakter von Jan Hus. Das Stimmungsbild des Oratoriums spiegelt sich wider in einem verwunschenen, spiral-förmigen Hintergrund. Noch mehr Dramatik drückt der Scheiterhaufen aus, auf dem Hus verbrannt und der hier durch Flammen stilisiert wird. Durch das Sounddesign haben wir eine Szenerie im mittelalterlichen Böhmen akustisch erschaffen. Mithilfe einfacher Stilmittel der Folkmusik wurde ein Abschnitt des Chor-Gesangs aus Carl Loewes „Jan Hus“ neu interpretiert und aufgenommen. Die Audioaufnahmen entstanden zum Teil in der Stadtkirche von Löbejün, dem Ursprungsort des musikalischen Schaffens von Carl Loewe.
Löbejüner Burgstraße 6 - rechts
Carl Loewe: "Die Uhr" (Text: Gabriel Seidel)
Collage: Thomas Tiltmann, Christian Siegel
Bildprägend für die Collage ist das Portrait von Carl Loewe, der mit seinem Blick in die Weite des Lebens schaut. Die Augen werden von Herzen umrahmt, die von Figuren gehalten werden. Sie
symbolisieren die Liebe Carl Loewes zur Musik, zur Kirche und zu seiner Heimatstadt Löbejün.
„Die Uhr“ oberhalb des linken Auges stellt den Bezug zur Ballade her. Die verwendeten Noten zeigen einen Ausschnitt aus dieser Ballade und weisen auf das Schaffen des Komponisten hin.
Auf der rechten Schulter sind zahlreiche Zahnräder eines Uhrwerkes zu sehen. Sie könnten zum Uhrwerk der Kirchenuhr der Stadtkirche St. Petri gehören.
Die Heimatliebe Loewes und seine Verbundenheit zur Stadt Löbejün werden durch ein weiteres Motiv auf der Brust verdeutlicht. Es zeigt den Turm von St. Petri, Loewes Taufkirche.
Rathausstraße 32
Carl Loewe: „Gutenberg“, Oratorium, 1836
Collage: Marieke Anders, Farrah Fischer, Marie Gradlewski, William Jagemann
Das Motiv knüpft gestalterisch und thematisch an das Gutenberg-Oratorium an und zeigt ein Portrait Gutenbergs. Erkennbar wird er durch das Gutenberg „G“ an seinem Hut.
Im Zentrum der Darstellung stehen die Augen Gutenbergs, die als zentrales Stilmittel dienen. Sie richten den Blick mit direktem Fokus auf die Betrachter und sorgen für eine Teilhabe und Provokation.
Sein erhobener Zeigefinger, der sich mahnend und machtvoll auf die Betrachter richtet, soll auf die Verdrängung des Buchdrucks, erfunden von Gutenberg, durch die sich stetig weiterentwickelnden digitalen Medien aufmerksam machen. Diesem Problem möchten wir ein Gesicht geben, ein Gesicht, das auf diesen Wandel aufmerksam macht und einem Vergessen des Buchdrucks entgegenwirkt.
Die Schrift, als Drohbrief Letter gestaltet, verweist auf die Druckerkunst, sowie den Trotzbrief, welcher Bestandteil der Geschichte Gutenbergs im Oratorium ist.
„Ich sehe was, was du nicht siehst“, ein Sprichwort, das wohl jeder von uns kennt. Wirkungsvoll, provokant und hinterfragend.
Karl-Heyer-Straße 12 (li.)
Carl Loewe: „Die Auferweckung des Lazarus“, Oratorium, 1863
Collage: Emilia Koch, Pauline Stöcker,
Andrea Aviles Torres
In „Die Auferweckung des Lazarus“ hat Loewe die biblische Geschichte vertont. Sie endet mit dem Herauskommen Lazarus’ aus seiner Grabhöhle, in der er bereits vier Tage tot gelegen hat. Dreck, Gestank und Verwirrung begleitet die Person. Doch was passiert nach solch einem Erlebnis?
Die Reinigung und Waschung Lazarus’ wurde zum Hauptthema. Eine Person, den Tod noch an sich tragend, erfährt die Reinigung des Körpers und der Seele mit Wasser. In dem begleitenden Tonstück kann der Prozess im Inneren des Menschen begleitet werden. Über die Erwachung, anfängliche Desorientierung und konfuse Erinnerungen bis hin zum Zur-Ruhe-Kommen.
Karl-Heyer-Straße 12 (re.)
Carl Loewe: „Die Festzeiten“, Oratorium, 1825-1836
Collage: Emely Beret, Tom-Leon Heinschker, Jessy Mühlbach, Julia Zerche
Carl Loewe hat jetzt Instagram und empfängt damit Gäste und Einwohner am historischen Schützenhaus!
Im Banner oben links ist Loewe zu sehen, darunter eine Kurzbeschreibung mit allen wichtigen Informationen. Die Anzahl der Beiträge mit 30, der Follower mit 11 und der Gefolgten mit 1796 ist eine Anspielung auf seinen Geburtstag. Für die ausgewählten Festtage wurden typische Speisen ausgewählt, ganz nach dem Motto „Feste feiern, wie sie (ge)fallen“.