2. Festtage | 26. - 28.11.2004
Nach dem Erfolg der viel beachteten ersten Loewe-Festtage 2002 wurden durch die Stadt Löbejün und die Internationale Carl-Loewe-Gesellschaft mit großem Engagement für November 2004 die zweiten Carl-Loewe-Festtage vorbereitet und ausgerichtet. Musikfreunde aus Sachsen-Anhalt und ganz Deutschland sowie die beiden Präsidenten der Loewe-Gesellschaften Österreichs und Japans reisten an.
Die Schirmherrschaft hatte der Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz übernommen; in seiner kleinen Festrede zur Eröffnung am 26. November im Saal des Historischen Stadtguts betonte er die bisher wenig bekannten Schaffensbereiche von Carl Loewe. Die dargebotene Sinfonie e-Moll wurde wahrscheinlich nach 170 Jahren erstmals wieder von der Anhaltischen Philharmonie Dessau zu Gehör gebracht. Sie war „die Entdeckung des Jahres“ – so GMD Golo Berg, der sich für die Wiederbelebung solcher Kostbarkeiten, die Bezug zur regionalen Musikgeschichte haben, stark engagiert.
Im ersten Konzert der Festtage standen noch Solo-Ausschnitte aus dem Oratorium „Die Zerstörung von Jerusalem“ auf dem Programm. Es ist das Werk, nach dessen erfolgreicher Aufführung in Berlin Carl Loewe 1832 von der Greifswalder Universität die Ehrendoktorwürde zuerkannt worden war. Die vorgestellten Passagen zeigten nun den Loewe, dem es wie auch in einer großen Anzahl seiner Balladen möglich ist, mit recht einfachen Mitteln und dennoch dramatischer Kraft erschütternde Szenen und Situationen musikalisch zu gestalten.
In einem weiteren Höhepunkt der Festtage, erhielt Dietrich Fischer-Dieskau die Ehrenmitgliedschaft der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft. Der so Geehrte war in Begleitung seiner nicht minder berühmten Gattin Julia Varady nach Löbejün gekommen. Da Fischer-Dieskau nicht mehr öffentlich singt, hielt er einen wunderbaren Vortrag über Carl Loewes Balladenkunst, der durch einige seiner früheren Tonaufnahmen mit viel Beifall vom Publikum aufgenommen wurde. Der berühmte Ehrengast signierte auch für viele Gäste mitgebrachte Schallplatten - eben ein Star zum Anfassen.
Durch die Interpretation von umfangreichen Loeweschen Klavierkompositionen (Großes Duo für Klavier zu vier Händen, op. 18; Mazeppa – Ballade ohne Stimme, Tondichtung nach Byron für Klavier op. 27; Grande Sonate f-Moll élégique, op. 32) , dargeboten von Nabuko Nagaoka und Peter Braun-Feldweg (beide Hannover) wurden allen Besuchern die hohen Ansprüche von Loewe an Klaviertechnik und Virtuosität klar. Die Instrumentalmusik von Carl Loewe birgt noch so manche Überraschungen - viel Stoff für folgende Carl-Loewe-Festtage.
Am zweiten Tag wurde nach der Loewe-Ehrung am Carl-Loewe-Denkmal und dem anschließenden Stadtrundgang sowie der Mitgliederversammlung des ICLG e.V. Heft 2 der Schriftenreihe - Veröffentlichungen der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft e.V. - vom Autor, Dr. Henry Joachim Kühn „Zur Geschichte der Löbejüner Loewe -Vereinigungen“ vorgestellt.
Der Abschluss der 2. Carl-Loewe-Festtage wurde von dem bekannten Schauspieler Dieter Mann in „Fülle des Wohllauts“, ein Kapitel aus „Der Zauberberg“ von Thomas Mann – Fassung von Marcus Mislin als Solostück für einen Erzähler, ein Grammophon und vielen Schallplatten mit viel Beifall der zahlreichen Zuhörer gestaltet.